Ölpreise stabilisieren sich nach rasantem Sturzflug | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.11.2018

um 08:37 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben in der ersten Wochenhälfte eine rasante Talfahrt aufs Parkett gelegt und verzeichneten dabei am Dienstag, mit einem Einbruch von rund sieben Prozent, in der Spitze sogar den stärksten Tagesverlust seit mehr als drei Jahren. Nachdem die Ölpreise diesen übermäßig starken Kursverlust eingesteckt hatten, konnte eine Gegenbewegung erwartet werden. Dies setze am Mittwoch auch ein, insgesamt hielt sich die Gegenreaktion jedoch in Grenzen. Am heutigen Donnerstagmorgen stabilisierten sich die Ölpreise zunächst weiter.

Nach dem rund neunprozentigen Preiseinbruch zum Wochenbeginn, legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Donnerstag um 1,1 $/b bzw. 1,5 Prozent zu und notierte am Morgen mit 66,3 Dollar/Barrel weiterhin deutlich unter der 70-Dollar-Marke. Auch die US-Ölsorte WTI erholte sich um rund einen Dollar je Barrel und wurde am Donnerstagmorgen bei 56,3 Dollar/Barrel gehandelt. Der Korbpreis für OPEC-Rohöl lag gestern bei 64,5 Dollar/Barrel.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise um rund 25 Prozent gefallen. Begründet wird die anhaltende Talfahrt mit schwächeren Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum, die sich auf die Ölnachfrage auswirken und auch für eine eingetrübte Stimmung an den Aktienmärkten gesorgt hatten. Zudem hatten wichtige Ölförderländer ihre Produktion zuletzt erhöht. Allen voran Saudi-Arabien, dessen Ölminister zudem mehrfach zugesichert hatte, dass sein Land weitere Angebotsausfälle ausgleichen werde, die sich aus dem Ölembargo gegen den Iran ergeben.

Als die US-Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor Anfang November in Kraft traten, die USA aber gleichzeitig weitreichende Ausnahmegenehmigungen für acht wichtige Importeure von iranischem Öl erteilten, verflüchtigten sich die Sorgen vor Angebotsengpässen am Weltölmarkt vollständig und die Ölpreise gaben weiter nach. Hinzu kam der aktuelle Monatsreport der OPEC, in dem prognostiziert wurde, dass die Nachfrage nach OPEC-Rohöl im kommenden Jahr von 32 auf 31,5 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen wird. Dies würde bedeuten, dass die aktuelle OPEC-Ölförderung zurzeit fast 1,5 Mio. Barrel über der prognostizierten Nachfrage liegt. Das sich dadurch ergebende Überangebot am Weltölmarkt führte zu dem rasanten Sinkflug der Ölpreise vom Wochenbeginn.

Das verbesserte Angebots-Nachfrage-Verhältnis und auch die Ausnahmeregelungen für iranische Ölimporte, nahm Saudi-Arabien zum Anlass um unmittelbar nach den US-Kongresswahlen eine Kürzung der OPEC-Ölförderung ins Spiel zu bringen. Nach der jüngsten Ausweitung will Saudi-Arabien seine Ölproduktion ab Dezember wieder um 0,5 Mio. Barrel pro Tag drosseln und sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, dass die anderen OPEC-Mitglieder ihre Förderung ebenfalls um weitere 0,5 Mio. Barrel pro Tag zurückfahren.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Dieser Forderung schloss sich auch OPEC-Generalsektretär Barkindo an und verwies zudem darauf, dass die Ölförderung in Ländern, die nicht dem Ölkartells angehören "alarmierende" Züge annehme und dass man sich nun im OPEC-Plus Verbund, zudem auch Russland gehört, auf eine Förderkürzung einigen müsse. Diese Aussage kann als Aufforderung an Russland interpretiert werden, denn das größte Ölförderland der Welt hatte sich beim Thema Förderkürzungen zuletzt eher zurückhaltend geäußert.

Neben der üblichen Gegenbewegung, nach massiven Preiseinbrüchen, wurde die gestrige Erholung der Ölpreise auch durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg gestützt. Nach dem Bericht könnte eine Förderkürzung Des OPEC-Plus-Verbundes sogar deutlicher ausfallen als die bisher im Raum stehenden eine Million Barrel. Anfang Dezember treffen sich Vertreter der im Verbund organisierten Ölförderländer um das Thema zu besprechen. Eine Einigung zwischen den beiden größten Förderländern Russland und Saudi-Arabien ist ungewiss, auch weil beide Länder gegensätzlichen Interessen im Iran verfolgen. Während Saudi-Arabien seine Ölförderung nur hoch halten will, wenn es zu einem vollständigen Ölembargo gegen den Erzrivalen Iran kommt, hat Russland kein Problem damit, dass der verbündete Iran weiterhin Erdöl exportieren kann.

Insgesamt bleibt es beim Ölembargo gegen den Iran spannend und auch die weitere Entwicklung der Ölpreise ist eng mit diesem Thema verknüpft. Die entscheidende Frage bleibt wie lange die USA die temporär ausgesprochenen Ausnahmeregelungen für Ölimporte aus dem Iran laufen lassen. Sobald die USA auch von China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, die Türkei, Italien und Griechenland fordern, ihre Ölimporte aus dem Iran auf Null zurückzufahren, könnte dies Bewegung in die Ölpreise bringen. Auch ein mögliches Ende des US-Handelskonflikts mit China könnte die Ölpreise stützen. Laut Medienberichten könnten Trump und Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Ende November stattfindenden G20-Gipfel ein Handelsabkommen unterzeichnen.

Insgesamt hat sich der Ölmarkt in den vergangenen Wochen jedoch  in einen klassischen Bärenmarkt verwandelt, aus dem sich spekulative Anleger zurückziehen. Das dadurch entstandene, möglicherweise unterbewertete Preislevel lädt jedoch in Zukunft auch wieder zu Spekulationen ein. Dementsprechend deutlich könnten die Ölpreise steigen sobald sich die Stimmung am Ölmarkt dreht. Am Devisenmarkt gab der insgesamt starke US-Dollar gestern etwas nach, was Öleinkäufe in anderen Währungsräumen günstiger macht und somit zumeist die Nachfrage und die Ölpreise stützt.

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