Ölpreise setzen Seitwärstbewegung fort | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.12.2017

um 09:01 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am Montag im späten Handel ins Minus gedreht, sind dann jedoch heute Morgen im frühen Handel wieder leicht gestiegen. Insgesamt gab die Nordsee-Ölsorte BRENT um minimale 0,1 $/b nach und wurde somit am Dienstagmorgen bei 63,6 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI gab mit 0,3 $/b etwas deutlicher nach und notierte am Morgen bei 57,4 Dollar/Barrel.

Weiterhin werden die Ölpreise durch die vorübergehende Schließung der wichtigen Forties-Pipeline vor der schottischen Küste gestützt. Zwar teilte der Betreiber der Ölpipeline mit, dass bei einer Routineüberprüfung lediglich kleine Risse in der Pipeline entdeckt wurden, die aktuell repariert werden. Einen genauen Termin zur Wiederinbetriebnahme der Pipeline, über die im Normalbetrieb rund 0,45 Mio. Barrel Rohöl von der Nordsee zur Verarbeitung an das schottische Festland fließen, gibt es derzeit jedoch noch nicht.

Damit steht besonders dem europäischen Ölmarkt vorerst spürbar weniger Öl zur Verfügung. Sollte das Ausbleiben der für die Preisbestimmung der Ölsorte BRENT wichtigen Forties-Öllieferungen nicht zu Versorgungsengpässen führen, besteht die Möglichkeit, dass dies zu einer Korrektur der Ölpreise nach unten führt. Denn wenn ein solcher Ausfall ohne Folgen bleibt, würde dies darauf hindeuten, dass der Ölmarkt wohl deutlich besser versorgt ist als derzeit angenommen wird. Andererseits handelt es sich nach dem derzeitigen Stand auch nur um einen vorübergehenden Ausfall und die Öllager der betroffenen Staaten sind sehr gut gefüllt.

 

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Für Preisdruck sorgten zuletzt die neuen Zahlen zur US-Ölproduktion, denn diese wiesen im Vergleich zur Vorwoche ein kräftiges Plus von 0,8 Prozent aus. Damit befindet sich die US-Ölförderung aktuell auf einem neuen Rekordhoch in Höhe von knapp 9,8 Mio. Barrel pro Tag. Die weiteren Zahlen vom US-Ölmarkt brachten hingegen kaum Impulse. Die US-Öllager waren auf knapp 798 Mio. Barrel zurückgegangen, stehen somit aber, wie nun bereits seit fast zwei Monaten, weiterhin recht stabil bei rund 800 Mio. Barrel. Auch bei den zuletzt leicht gesunkenen Ölbohraktivitäten kann insgesamt von stabilen Zahlen gesprochen werden.

Von Seiten der OPEC kamen zuletzt ebenfalls eher preisdämpfende Meldungen. So geht das Ölkartell in seinem aktuellen Monatsreport davon aus, dass das Überangebot auf dem Weltölmarkt noch bis Ende des kommenden Jahres andauern wird. Als Grund nennt die OPEC die steigende Ölförderung in Ländern, die nicht dem Kartell angehören. Besonders der erwartete Anstieg der Schieferölförderung in den USA könnte die wohl anziehende globale Ölnachfrage ausgleichen.

Zu sehr ähnliche Aussagen kam auch die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem Monatsbericht. Die IEA sieht jedoch auch die Möglichkeit, dass das Ölangebot in der ersten Jahreshälfte 2018 stärker steigen wird als die Ölnachfrage und daher die Überversorgung des Weltölmarktes zunehmen könnte. Dies könnte dafür genutzt werden um die im laufenden Jahr deutlich gesunkenen Öllager der OECD-Staaten wieder aufzufüllen.

Insgesamt könnten die Ölpreise bei 60 bis 65 Dollar/Barrel jedoch ein neues Gleichgewicht gefunden zu haben, auf dessen Basis die Nachrichtenlage oder auch die Stimmung an den Börsen für Preisbewegungen nach oben oder unten sorgt. Zumindest könnte das aktuelle Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure vorerst gerecht werden. Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt.

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