Ölpreise setzen Höhenflug fort | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.01.2018

um 09:25 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben in dieser Woche wieder an Fahrt aufgenommen und setzen ihren, seit nunmehr sieben Monaten anhaltenden, rasante Höhenflug weiter fort. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Donnerstag um weitere 1,1 $/b zu und notierte am Morgen mit 71 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit November 2014. Die US-Ölsorte WTI kletterte mit 1,7 $/b sogar noch deutlicher und wurde am Donnerstagmorgen mit 66,2 Dollar/Barrel ebenfalls auf einem 38-Monatshoch gehandelt.

Der gestrige Handelstag zeichnete sich insgesamt durch das Erklimmen von neuen Langzeit-Höchstständen aus. Dies galt nicht nur für die Ölpreise sondern auch für den €uro, der gegen die Ölwährung US-Dollar auf den höchsten Stand seit Ende 2014 zulegen konnte und am Donnerstagmorgen bei über 1,24 Dollar/€uro notierte. Damit hat der €uro gegen den Dollar in den vergangenen sieben Monaten gut elf Prozent an Wert zugelegt. Im Vergleich zum Anstieg der Ölpreise ist das allerdings überschaubar, denn diese haben im gleichen Zeitraum um rund 59 Prozent an Wert zugelegt.

Der gestrige Anstieg der Ölpreise beruhte auf den neuen Daten vom US-Ölmarkt. Laut Aussagen von Händlern sorgte vor allem der Rückgang der US-Rohöllager für Aufschwung, weil das private Institut API zuvor einen Aufbau der Rohöllager in Aussicht gestellt hatte. Allerdings erscheint dieses Argument eher vorgeschoben, denn insgesamt sind die US-Öllager in der vergangenen Woche laut den offiziellen Daten des amerikanischen Energieministeriums auf gut 795 Mio. Barrel gestiegen. Zwar verzeichneten die Rohöllager ein Minus von 1,1 Mio. Barrel, dafür war bei den Ölproduktelagern (Heizöl, Diesel und Benzin) ein Aufbau in Höhe von 3,7 Mio. Barrel zu verzeichnen.

Vergleicht man die Zahlen mit denen vor genau einem Jahr, dann zeigt sich jedoch schon recht klar, dass der Hauptanteil des US-Öllagerabbaus auf die Rohölbestände entfällt. So sind die gesamten US-Öllager in den zurückliegenden 12 Monaten um 115 Mio. Barrel bzw. knapp 13 Prozent gesunken. Die Rohöllager gingen dabei um 77 Mio. Barrel zurück und die Lager der Ölprodukte um 38 Mio. Barrel. Dennoch kann der Öllagerabbau nicht der Grund für die Preisanstiege der letzten Wochen sein, denn seit knapp drei Monaten halten sich die gesamten US-Öllager recht stabil bei knapp 800 Mio. Barrel.




Unabhängig von den Fundamentaldaten wird die Stimmung am Ölmarkt durch die insgesamt guten Aussichten an den Aktienmärkten gestützt. So hat der Internationalen Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr um jeweils auf 0,2 Prozent auf 3,9 Prozent angehoben. Als Grund wurde einerseits ein breites Wachstum in vielen Volkswirtschaften genannt, aber vor allem die wichtigen Wirtschaftsräume China, Europa und USA erleben derzeit einen nachhaltigen Aufschwung. Zudem gehen von der Steuerreform in den USA deutlich positive Signale für die Wirtschaft aus, obwohl gleichzeitig die Risiken für einen überschuldeten Staatshaushalt in den USA wachsen.

Das globale Wirtschaftswachstum lässt natürlich auch eine anziehende weltweite Ölnachfrage erwarten. Analysten gehen daher davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt im Jahresverlauf ausgleichen könnten. Einige Beobachter sprechen sogar von einem Angebotsdefizit. Doch dies ist vor dem Hintergrund einer steigenden Ölförderung in den USA eher unwahrscheinlich und zudem können auch die meisten OPEC-Mitglieder oder Russland ihre Ölförderung jederzeit deutlich erhöhen.

Von Seiten der OPEC-Allianz gab das Komitee, welches in regelmäßigen Abständen die Fortschritte der Förderkürzung überwachen soll, zuletzt bekannt, dass die Erfüllungsquote der Förderkürzung im Dezember bei 129 Prozent gelegen habe. Somit hält die OPEC-Allianz aktuell sogar deutlich mehr Rohöl vom Weltmarkt fern als zuvor vereinbart wurde. Begünstigt wird diese Übererfüllung jedoch durch den außerplanmäßigen Förderrückgang in Venezuela. Die innenpolitischen Probleme des ölreichste Staates der Welt wirken sich auch auf die dortige Ölförderung aus und verschärfen die wirtschaftliche Krise.

Trotz der Übererfüllung der Förderkürzung und der zuletzt deutlich gestiegen Ölpreise sprachen sich Vertreter Saudi-Arabiens und Russlands dafür aus, die Förderkürzung mindestens bis Ende 2018 beizubehalten. Jede andere Aussage wäre jedoch auch eine große Überraschung gewesen, denn den Mitgliedern der OPEC-Allianz ist bewusst, dass das Angebot auf dem Weltölmarkt rapide steigen und die Ölpreise wieder massiv fallen würden, sobald die Vereinbarung zu den aktuellen Förderobergrenzen endet.

Zwar liegt der OPEC-Ölpreis mit aktuell gut 67 $/b deutlich über dem angestrebten Preislevel von 60 Dollar/Barrel, dennoch ist es dem Ölkartell erst seit einem Monat gelungen die gesetzten Ziele zu erreichen und wie nachhaltig dieser Erfolg sein wird, muss sich erst noch zeigen.

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