Ölpreise schwanken auf und ab | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.06.2018

um 09:22 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben in dieser Handelswoche keine klare Richtung gefunden und sind von Tag zu Tag auf und ab geschwankt. Dennoch blieb auf Wochensicht ein leichtes Minus stehen, dass beim amerikanischen Leichtöl WTI stärker ausfiel als bei der, für Europa relevanteren Ölsorte BRENT. Auf den heutigen Freitag legten die Ölnotierungen wieder zu. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte um 1,0 $/b und stand am Morgen bei 76,9 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte stieg um 0,6 $/b und wurde am Freitagmorgen bei 65,7 Dollar/Barrel gehandelt. Der Preisunterschied zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI liegt mit über elf Dollar je Barrel aktuell auf einem Langzeithoch.

Am Donnerstag wurden die Ölpreise durch Meldungen über Lieferprobleme beim OPEC-Mitglied Venezuela gestützt. Laut Medienberichten kann das in einer schweren Wirtschaftskrise steckende Venezuela seine Lieferverträge immer häufiger nicht erfüllen. Aktuell sollen zahlreiche Öltanker in den Häfen auf Befüllung warten, so dass es bei Kunden des Ölförderlandes zu immer längeren Verzögerungen bei der Ölbelieferung kommt. Die sich zuspitzende Krise bei den Ölexporten Venezuelas könnte sich kurz vor dem richtungsweisen OPEC-Meeting als preisbelastender Faktor auswirken, denn die Probleme Venezuelas machen eine Lockerung der Ölförderobergrenzen bei anderen OPEC-Mitgliedern wahrscheinlicher.

Die allwöchentlich durch das US-Energieministerium veröffentlichten Daten vom US-Ölmarkt brachten in dieser Woche preisdrückende Impulse. Besonders der überraschend starke Anstieg der US-Öllagerbestände setzte die Ölnotierungen zwischenzeitlich unter Druck. So verzeichneten die gesamten US-Öllager in der Vorwoche einen Aufbau von fast neun Millionen Barrel, obwohl Analysten zuvor mit einem Rückgang gerechnet hatten. Die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) kletterten mit 6,8 Mio. Barrel besonders deutlich, aber auch die Rohöllager legten um gut 2,1 Mio. Fass zu. Die gesamten US-Öllagerbestände belaufen sich somit aktuell auf gut 792 Mio. Barrel.

Neben den gestiegenen Öllagerbeständen stehen die Zeichen auf dem US-Ölmarkt auch sonst auf Wachstum. Die Ölförderung befindet sich in den USA mit rund 10,77 Mio. Barrel/Tag zurzeit auf einem Allzeithoch und auch die Ölbohraktivitäten waren zuletzt deutlich gestiegen. Insgesamt scheint der US-Ölmarkt so langsam an Fahrt aufzunehmen, was von Analysten bei den aktuellen Ölpreisen auch schon länger erwartet wird. Ein Gegengewicht zur OPEC stellt die US-Ölförderung jedoch zurzeit nicht dar, obwohl die USA in den kommenden Jahren wohl zum größten Ölförderland der Welt aufsteigen werden.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen



Aktuell bleibt das beherrschende Thema am Ölmarkt weiterhin die Förderpolitik der OPEC in Zusammenarbeit mit Russland. Im Fokus steht dabei die Frage, ob auf dem am 22. Juni anstehenden OPEC-Meeting eine Lockerung der seit rund eineinhalb Jahren laufenden Förderkürzung wichtiger Ölförderländer beschlossen wird. Und wenn ja, wie deutlich diese ausfallen könnte. Zurzeit soll eine Steigerung der Ölproduktion um bis zu eine Million Barrel pro Tag im Raum stehen. Allerdings hat OPEC-Leader Saudi-Arabien seine Ölförderung im Mai bereits auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr angehoben.

Durch diesen Schritt konnten unplanmäßige Ölförderrückgänge im Krisenstaat Venezuela und anderen Ölförderländern teilweise kompensiert werden. Weitere preisdämpfende Eingriffe in die Ölpreisentwicklung wird Saudi-Arabien aber wohl stark davon abhängig machen, ob es zu einem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte beim Erzrivalen Iran kommen wird. Insgesamt bleibt es daher offen, ob bei der am 22. Juni anstehende OPEC-Sitzung eine weitere Lockerung der aktuellen Förderkürzung beschlossen wird. Marktbeobachter rechnen zurzeit eher nicht damit, dass es zu einer übermäßigen Ausweitung des Ölangebotes kommen wird. Der Rückgang der Ölpreise könnte sich daher in Maßen halten, dennoch entspannt sich die Lage am Ölmarkt aktuell spürbar.

Am Devisenmarkt konnte sich der €uro im Juni bisher deutlich gegen die weltweite Ölwährung US-Dollar erholen. Nachdem die Gemeinschaftswährung Ende Mai auf ein 10-Monats-Tief gefallen war, steht der €uro aktuell wieder bei knapp 1,18 Dollar/€uro. In der kommenden Woche könnte der €uro jedoch schon wieder unter Druck geraten, denn die US-Notenbank FED könnte auf ihrer nächsten Sitzung eine weitere Anhebung der US-Leitzinsen beschließen. Dafür spricht die anhaltende Stärke der US-Wirtschaft mit einem Wachstum von 2,2% im ersten Quartal 2018 und die gute Verfassung des US-Arbeitsmarktes mit einer niedrigen Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent.

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