Ölpreise nach Rücksetzer wieder im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 04.09.2018

um 08:24 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach einem leichten Preisrücksetzer am Freitag, haben die Ölpreise zum Start dieser Handelswoche wieder die Aufwärtsbewegung eingeschlagen. So legten die Ölpreise am Montag kräftig zu, heute Morgen im frühen herrschte zwar zunächst Zurückhaltung, was jedoch auch auf den Labor Day in den USA zurückgeführt werden kann. Trotz des US-Feiertages wurde die  Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,6 $/b nach oben gehandelt und stand am Dienstagmorgen bei 78,1 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI legte ebenfalls um 0,5 $/b zu und notierte am Morgen mit 70,1 Dollar/Barrel wieder über der 70-Dollar-Marke.

In den USA beginnt die Zeit der Hurrikans, die immer dann für Preiserhöhungen am Weltölmarkt sorgt, wenn die Tropenstürme in den Golf von Mexiko ziehen. Einerseits befinden sich im Golf viele Ölplattformen und darüber hinaus ist die Golfküste eine wichtige Region für die Ölverarbeitung. Daher können die Tropenstürme mit ihren gewaltigen Windgeschwindigkeiten und auch den Regenmassen dazu führen, dass ein nicht unerheblicher Teil der US-Ölproduktion zum Erliegen kommt. Aktuell bewegt sich der erste Hurrikan des Jahres auf den Golf von Mexiko zu, weshalb einige Ölplattformen bereits geschlossen wurden.

Von den preisbeeinflussenden Wetterereignissen abgesehen, die auf dem deutschen Heizölmarkt ebenfalls durch Niedrigwasser feststellbar sind, dominieren am Ölmarkt zurzeit zwei wichtige, gegenläufige Themen die Preissetzung. Einerseits sorgt der Handelskonflikt zwischen den USA und China dafür, dass es zu einem globalen, konjunkturellen Abschwung kommen könnte, was die Nachfrage nach Ölprodukte und somit auch die Ölpreise belasten würde. Auf der anderen Seite ist die Angebotslage am Weltölmarkt zurzeit knapp und könnte sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran weiter verengen.

Obwohl wichtige OPEC-Staaten, allen voran Saudi-Arabien, der politische Erzrivale des Iran, angekündigt haben im Falle eines globalen Ölembargos, den Angebotsausfall des Irans durch eine steigende Ölförderung auszugleichen, überwiegt an den Börsen zurzeit die Sorge vor Angebotsengpässen. Händler sind skeptisch ob es der OPEC gelingen kann die Ölförderung so weit anzuheben, dass der erwartete Ausfall in Höhe von ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag vollständig kompensiert werden kann. Denn auch jetzt schon schafft es das Ölkartell kaum die zuletzt beschlossene Fördererhöhung umsetzen. Auch deshalb will sich die OPEC wohl erst im Dezember zum Thema Iran äußern.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Mit Schützenhilfe aus Russland kann zudem nicht gerechnet werden, denn Russland fördert zurzeit bereits in der Nähe des post-sowjetischen Rekordhochs und hat wenig Spielraum für Fördererhöhungen. Zudem spielen für Moskau hier auch politische Interessen eine Rolle. Erhöht das Land seine Ölexporte fällt es dem politischen Verbündeten Iran in den Rücken und unterstützt damit die USA. Der Ölmarkt steuert daher zurzeit sehenden Auges zum Jahresende  auf eine Unterversorgung zu, die das Potential hat die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke zu heben.

Gestützt wurden die Ölpreis zuletzt auch durch Aussagen der OPEC und der Internationale Energieagentur (IEA), die beide ein anhaltendes Nachfragewachstum sehen und gleichzeitig auf Risiken beim Ölangebot hinweisen, die vor allem mit sinkende Ölexporte in Venezuela und dem Iran begründet werden. Auch der US-Ölmarkt brachte zuletzt preisstützende Impulse, denn dort wurden die Öllagerbestände weiter abgebaut, die Anzahl der aktiven Ölfelder ging zurück und die US-Ölförderung stagnierte auf Rekordhoch.

In diesem Marktumfeld nützte es auch wenig, dass die US-Regierung Pläne bekannt gab im Oktober und November auf die strategische Ölreserve der USA zurückzugreifen, um die Ölpreise vor den US-Kongresswahlen zu stabilisieren. Auch die jüngsten Aussagen von US-Präsident Trump, die einem Ende des Handelsstreits zwischen den USA und der EU einen Dämpfer versetzten und eine mögliche, weitere Eskalation im US-Handelskonflikt mit China , brachten zunächst keine preisdämpfenden Impulse. Allerdings hat ein weiter eskalierender Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiterhin das Potential die Ölpreise unter Druck zu setzen.

Am Devisenmarkt verlor der €uro zuletzt wieder etwas an Boden gegen die weltweite Ölwährung US-Dollar. Nach dem kräftigen Einbruch in der ersten Augusthälfte, hatte sich der €uro in der zweiten Monatshälfte wieder auf bis zu 1,17 $/€ erholt. In den ersten Septembertagen fiel die Gemeinschaftswährung dann jedoch wieder zurück und stand am heutigen Dienstagmorgen bei 1,16 Dolar/€uro.

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