Ölpreise mit entgegengesetzten Richtungen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 05.07.2019

um 08:44 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölnotierungen in den letzten Wochen nahezu immer in die gleiche Richtung entwickelt haben, startet der heutige Handelstag mit dem seltenen Phänomen von entgegengesetzten Preisentwicklungen. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT um leichte 0,1 $/b am Freitagmorgen auf 63,43 Dollar/Barrel zulegte, fiel die amerikanische Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) um 0,5 $/b Cent auf 56,86 Dollar recht deutlich. Auffällig ist, dass sich die Ölnotierungen letzte Woche vor dem OPEC – Treffen auf einem konstant hohen Niveau bewegt haben. Nach der öffentlichen Bekanntgabe der Ergebnisse des Treffens, kam es zu einem kräftigen Preissprung nach unten, sodass sich die Notierungen seit Mittwoch neu orientieren müssen. Das mittel- bis langfristige Ziel der OPEC, die Preise mit der Fördermengenbegrenzung stabil zu halten, folgte die Entwicklung in dieser Woche vorerst nicht.

Neben den unerwartet geringen Einflüssen des OPEC-Treffens, macht sich bei den Marktteilnehmern auch nach dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer auf dem G20-Gipfel Ernüchterung breit. Zwar konnten sich der US-Präsident Trump und sein chinesischen Amtskollegen Xi auf eine Wideraufnahme von Gesprächen im seit Monaten anhaltenden Handelsstreit einigen, doch von einer Einigung kann nicht gesprochen werden. Es wird befürchtet, dass der Handelskonflikt noch deutlich länger andauert. Zum Wochenbeginn hat die US-Regierung nun mit Zöllen auf europäische Exporte deutlich Richtung Europäischen Union gedroht, dem eine langanhaltender Diskussion über verbotene Flugzeugsubventionen voranging.

Die am Mittwoch veröffentlichte Meldung des US-Energieministerium (EIA), über gesunkene nationale Erdölvorräte haben die Ölnotierungen nur kurzfristig belastet, da die Rückgänge deutlich geringer ausfielen, als von Experten erwartet. Der gestrige Handelstag war sehr ruhig, da am Donnerstag in den USA der Independence Day gefeiert wurde und dementsprechend keine Einflüsse aus den Vereinigten Staaten erfolgten.


Ganz anders im Nahen Osten, wo Saudi-Arabien der immer wiederkehrenden Forderung des US-Präsidenten Trump nachkam, und die Rohöl-Verkaufspreise senkte. Es ist festzuhalten, dass die Preisreduzierung mit 25 Cent/Barrel für den asiatischen Raum und 10 Cent je Barrel für die USA, unterschiedlich hoch ausgefallen sind.

Aufgrund der Verlängerung der Fördermengenkürzung seitens des OPEC + - Verbundes, wurden auf der Angebotsseite letzte Unklarheiten beseitigt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass andere nicht plan- und berechenbare Faktoren eintreten, die dennoch unmittelbar Einfluss auf die Angebotsseite nehmen können. Ein Beispiel war der Abschuss einer US-Drohne über dem Iran Mitte Juni, der den Preis innerhalb weniger Tage um über zehn Prozent hat steigen lassen. Viel deutlicher wird sich der Ölmarkt nun auf die Nachfrageentwicklung konzentrieren. Aktuell liegt hier der Fokus auf die nicht enden wollenden Handelskonflikte, in denen die USA neben China, nun auch Richtung Europa mit Strafzöllen auf Waren mit Werten im Milliarden – Eurobereich droht.

Die Auswirkungen einer zurückgehenden Nachfrage, sind aufgrund einiger Konjunkturdaten aus den USA, China und Europa bereits deutlich zu spüren. Eine mittel- bis langfristigen Entwicklung ist aktuell noch nicht möglich, jedoch wird von Analysten befürchtet, dass es zu einer Kettenreaktion kommen könnte. Die sich andeutende Konjunkturentwicklung könnte dazu führen, dass die Ölnachfrage weiter gebremst wird. Das Wirtschaftswachstum würde abschwächen und könnte zu einem Überangebot am Ölmarkt führen, das wiederum die Ölnotierungen belastet würde. Auch wenn diese Entwicklung sehr weit gegriffen ist, macht es die möglichen Folgen der aktuellen Entwicklung deutlich. Zumindest in der kommenden Woche, kann von steigenden Ölnotierungen ausgegangen werden, da für die zweite Jahreshälfte ein unterversorgter Ölmarkt seitens der drei Energieagenturen prognostiziert werden dürfte.

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