Ölpreise mit übersichtlichen Plus nach gestrigen Preisrutsch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.08.2019

um 11:09 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die in unseren letzten Rohölpreise – News beschriebene „Orientierungslosigkeit“ der Ölnotierungen, hat auf den gestrigen Donnerstag vorerst ein Ende gefunden. Entscheidende Impulse, die für die internationalen Ölnotierungen häufig eine richtungsweisendem Wirkung haben, führten im Laufe des gestrigen Handelstages zu einem kräftigen Preisrutsch. Im frühen Handel kostete die amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) 55,9 Dollar / Barrel (159 Liter), sodass im Vergleich zu gestern ein Preisanstieg von 1,1 $/b zu verzeichnen ist. Auch der Preis für ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent stieg um 1,5 $/b auf 62,- Dollar/Barrel und somit im Vergleich sogar noch deutlicher. Zwar schließen die Ölnotierungen heute auf die gestrigen Verluste auf, jedoch ist der Preisanstieg nur ein geringer Teil des Preisrückganges von rund 4,9 Prozent. Die Verluste führen dazu, dass die Preise der beiden Rohölsorten auf das Niveau von vor sechs Wochen sanken.

Der kräftige Preisrückgang, der in dieser Größendimension von Marktteilnehmern berechtigterweise als Preisrutsch deklariert wird, ist auf mehrere richtungsweisende Faktoren zurückzuführen. Den wohl größten Einfluss hat wohl die neuste Entwicklung des Handelsstreites zwischen den USA und China. Nachdem sich auf dem G20-Gipfel beide Länder einig waren, dass man sich zeitnah zu neuen Verhandlungen treffen würde, folge eine monatelange Pause. Kürzlich folgte dann eine Annäherung, da Vertreter beider Länder Handelsgespräche in Shanghai wieder aufnehmen. Doch die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Handelsstreites wurde durch die neusten Äußerungen des US-Präsidenten Trump gedämpft, in denen er neue Zölle auf chinesische Importe angekündigt hatte. Die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, führt innerhalb kürzester Zeit dazu, dass die Ölnotierungen zwischenzeitlich um ca. drei Dollar/Barrel sanken.

Neben der deutlich getrübten Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten, hat sich der von Marktbeobachtern bereits erwartete Rückgang der US-Ölreserven bestätigt. Die erneute Minderung, bedeutet den siebten Rückgang in Folge. Die Ölreserven der USA sind aufgrund des jüngsten Minus auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr gesunken und sind aktuell bei einem Niveau, dass zuletzt Anfang November 2018 erreicht wurde. Zwar haben Experten in den letzten Wochen immer wieder mit Rückgängen gerechnet, auffällig ist jedoch, dass die Erwartungen fast jede Woche deutlich übertroffen wurden. Ein fünf prozentiger Rückgang innerhalb von sechs Wochen, wird selbst unter Branchenkennern als außergewöhnlich deutlich bezeichnet.

Gestern kam es zu schlechten Nachrichten aus Libyen. Für Lieferungen aus dem bekannten Sharara – Ölfeld wurde wiederholt "Force Mauere" ausgerufen, also Ausfälle durch höhere Gewalt. Aufgrund eines erneuten Sabotageaktes, musste die Produktion zwischenzeitlich um rund 0,3 Millionen Barrel pro Tag gedrosselt werden, sodass sich der gesamte Ölexport Libyens auf eine Millionen Barrel/Tag reduzierte. Der zweite Sabotageakt innerhalb weniger Wochen zeigt deutlich, dass der lybische Ölexport und eine damit verbundene Planungssicherheit, aufgrund des anhaltenden Bürgerkrieges nur eingeschränkt vorhanden ist.

Selbst eine Vielzahl von Meldungen, die in den letzten Wochen für eine gewisse Stabilität der Ölnotierungen führte, konnten den gestrigen Preisrutsch nicht verhindern. Als US-Präsident dann noch die neuen Zölle gegenüber China andeutete, haben die Nachrichten endgültig einen Großteil ihrer stabilisierenden Wirkung gegenüber den Preisen der Ölnotierungen verloren. Die aktuelle Situation am Ölmarkt wird von Marktbeobachtung als schwierig eingeschätzt, sodass sie sich mit einer Prognose über die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Ölnotierungen zurückhalten.

Zurück