Ölpreise legten erneut zu | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.06.2018

um 08:48 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind auf den heutigen Mittwoch erneut gestiegen und stehen somit aktuell wieder auf dem Preislevel von vor einer Woche. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte um weitere  0,6 $/b und wurde am Morgen bei 75,4 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte um 0,2 $/b zu und stand am Mittwochmorgen bei 65,6 Dollar/Barrel. Der Korbpreis für OPEC-Rohöl lag zum Start dieser Woche bei knapp 72 Dollar/Barrel.

Der erneute Anstieg der Ölpreise kam leicht überraschend, denn zurzeit gibt es nahezu ausschließlich preisdrückende Nachrichten für den Ölmarkt. Neben der steigenden Ölförderung in den USA sieht es zurzeit auch nach einer Ausweitung der Ölförderung in Russland und in wichtigen OPC-Ländern aus. Zudem belastet die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen den USA und China die Ölpreise und auch der starke Dollar bringt preisdrückende Impulse.

Die befürchtete Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt droht in die nächste Runde zu gehen und belastet die Ölpreise mehrfach. Zum einen droht durch den Handelsstreit eine Abkühlung der globalen Konjunktur, was sich auf die Ölnachfrage auswirken würde. Darüber hinaus sorgt die insgesamt eingetrübte Stimmung an den Börsen dafür, dass sich Händler zumeist aus riskanteren Anlagen wie den Ölnotierungen zurückziehen. Dies blieb bisher jedoch aus, obwohl Börsenindexe wie der DowJones und der DAX seit Wochenbeginn spürbar zurückgegangen sind.

Auch vom Devisenmarkt kamen zuletzt preisdrückende Impulse für die Ölpreise, weil der zurzeit starke Dollar dazu führt, dass das weltweit in Dollar gehandelte Rohöl in anderen Währungsräumen teurer wird. Dies drückt im Handel auf die Nachfrage und lässt die Ölpreise in der Regel fallen. Am Mittwochmorgen stand der €uro mit knapp 1,16 Dollar weiterhin in der Nähe eines Elf-Monats-Tiefs.

Wie immer zur Wochenmitte werden sich auch heute wieder die Blicke der Händler auf die neuen Zahlen vom US-Ölmarkt richten. Und auch von diesem werden tendenziell preisbelastende Impulse erwartet. Zumindest rechnen Analysten mit einem weiteren Anstieg der US-Ölförderung, die zuletzt auf einem Rekordhoch von rund 10,9 Mio. Barrel/Tag gelegen hatte. Die Anzahl der Ölbohraktivitäten und die US-Öllagerbestände konnten zuletzt hingegen eher  als stabil bezeichnet werden. Dennoch werden die USA wohl schon in naher Zukunft Russland als größtes Ölförderland der Welt ablösen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Das zentrale Thema am Ölmarkt bleibt jedoch weiterhin das am Freitag stattfindende OPEC-Meeting. Ganz ohne Streit wird ein Beschluss zur weiteren Förderpolitik der Ölkartells nicht getroffen werden, denn dafür ist die Interessenslage innerhalb des Kartells zu unterschiedlich, weshalb das Zweckbündnis OPEC auch seit Jahrzehnten nicht für seine geschlossene Einheit bekannt ist. Grundsätzlich sieht es jedoch nach einer Ausweitung der Ölförderung aus, denn mit OPEC-Leader Saudi-Arabien setzt sich das beherrschende Kartellmitglied für eine Fördererhöhung ein.

Auch das mächtige Nicht-OPEC-Mitglied Russland, welches jedoch an der derzeitigen Förderkürzung beteiligt ist, spricht sich für ein Ende der künstlichen Angebotsverknappung aus und ist streng genommen sowieso nicht an die Beschlüsse der OPEC gebunden. Dementsprechend teilte das russische Energieministerium mit, dass Russland seine Ölproduktion in kurzer Zeit um 0,3 Mio. Barrel anheben kann und dies wohl auch machen wird.

Der Iran, der Irak und Venezuela haben für das OPEC-Meeting Widerstand und ein Veto gegen eine Fördererhöhung angekündigt und berufen sich darauf, dass eine Ausweitung der OPEC-Ölförderung innerhalb des Kartells einstimmig beschlossen werden müsse. Der Grund für das Veto ist, dass alle drei Länder ihre Ölförderung nicht erhöhen können. Der Iran wird durch US-Sanktionen belastet, der Irak war von der Förderkürzung ausgenommen und fördert bereits am Maximum und in Venezuela sorgt die schwere Wirtschaftskrise für eine rückläufige Ölförderung. Es bleibt also noch ungewiss wie das richtungsweisende OPEC-Meeting im Detail ausgehen wird.

Spätestens nach dem OPEC-Meeting wird die Lage am Ölmarkt aber wohl neu bewertet werden müssen und es wird spannend werden zu sehen, wie stark sich die neue Situation am Ölmarkt preislich auswirken wird. Einem dann wohl weiter steigenden Angebot auf dem Weltölmarkt steht dennoch eine hohe Nachfrage entgegen. Zudem werden auch Förderrückgänge in Venezuela, dem Iran und anderen Ländern erwartet. Im Iran sollen die Ölexporte, in Folge der angekündigten neuen US-Sanktionen, in den ersten beiden Juniwochen bereits um rund 16 Prozent gesunken sein. Unabhängig vom kommenden OPEC-Beschluss haben die drei größten Ölförderer der Welt ihre Produktion in den letzten Wochen aber auch schon ausgeweitet.

Zurück