Ölpreise kletterten wieder im Gleichtakt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.07.2018

um 08:21 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Im Gegensatz zu den vorherigen Handelstagen haben sich die beiden Rohöl-Leitsorten auf den heutigen Mittwoch wieder gleich entwickelt. Dabei legten die Ölpreise gestern spürbar zu und bauten ihre Gewinne auch heute Morgen im frühen Handel weiter aus. Insgesamt kletterten die Nordsee-Ölsorte BRENT und auch die US-Ölsorte WTI jeweils um gut 1,1 Dollar/Barrel. BRENT notierte somit am Morgen bei 74 $/b und WTI wurde am Mittwochmorgen bei 68,8 Dollar/Barrel gehandelt.

Begründer wird der Preisanstiege mit der knappen Angebotslage auf dem Weltölmarkt und dem verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem US-Präsidenten und ranghohen Vertretern des Iran. Zuletzt hatte Irans Präsident Ruhani, im Falle eines vollständigen Ölembargos gegen sein Land, damit gedroht die Straße von Hormuz, einer der wichtigsten Ölexportrouten am Persischen Golf, zu blockieren. US-Präsident Trump reagierte daraufhin fast schon gewohnt martialisch und twitterte, dass der Iran „Konsequenzen von der Art zu spüren bekommen, wie sie wenige zuvor in der Geschichte erleiden mussten". Die iranische Reaktion auf diese Drohung fiel ebenfalls wenig zurückhaltend aus.

Gestützt wurden die Ölpreise gestern zudem durch Spekulationen auf einen Rückgang der US-Öllager. Zuletzt waren diese zwar leicht gestiegen, doch insgesamt liegen die US-Öllagerbestände mit gut 768 Mio. Barrel nur knapp über dem tiefsten Stand seit gut dreieinhalb Jahren. Zudem sind in den USA auch die Ölbohraktivitäten leicht zurückgegangen, die Ölförderung war hingegen auf ein neues Rekordhoch von elf Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Heute Nachmittag werden die neuen offiziellen Daten vom US-Ölmarkt veröffentlicht, die vermutlich preistreibende Impulse bringen werden.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist in dieser Woche etwas in den Hintergrund gerückt, dennoch wird allgemein befürchtet, dass ein Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt und weiterer zentraler Wirtschaftsregionen zu einem Abflauen der globalen Konjunktur führen wird. Für den Weltölmarkt würde dies einen Rückgang der Nachfrage bedeuten, was die Ölpreise tendenziell belastet.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

US-Präsident Trump will weiterhin Strafzölle von bis zu 500 Mrd. Dollar auf chinesischer Importe einführen und in Peking will man entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Diese Maßnahmen hätten massive Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum, was nun auch der IWF kritisierte und auf dem G20-Gipfel in Buenos Aires teilten die Finanzminister in einem gemeinsamen Statement mit, dass die kurz- und mittelfristigen Abwärtsrisiken für die Konjunktur zuletzt gestiegen sind.

Beim Thema Iran-Sanktionen hatte Saudi-Arabien zuletzt klargestellt, dass man mit steigenden Ölexporten lediglich Lieferausfälle in anderen Ölförderländern ausgleichen werde. Dies darf wohl so verstanden werden, dass Saudi-Arabien nur für weitere Fördererhöhungen bereit steht, wenn ein weltweites Ölembargo gegen den Iran zustande kommt. Sollten die USA ihre harte Linie gegen den Iran jedoch beibehalten und darauf bestehen, dass alle Ländern ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres stoppen, so droht dem Weltölmarkt eine Unterversorgung, was die Ölpreise deutlich steigen lassen wird. So oder so wird die Angebotslage auf dem Weltölmarkt daher wohl knapp bleiben.

Marktbeobachter erwarten daher, dass der jüngste Rückgang der Ölpreise wenig nachhaltig sein wird, denn die aktuell ergriffenen Maßnahmen sind eher von kurzfristiger Natur. Auch wenn sich die Angebotslage in Libyen zuletzt etwas entspannt hat und die Ölförderung in den drei größten Förderländern der Welt -Russland, den USA und Saudi-Arabien- zuletzt gestiegen ist, so sehen dennoch wenige Analysten die BRENT-Notierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen.

Insgesamt wird bei führenden Investmentbanken im Laufe der zweiten Jahreshälfte eher wieder mit Ölpreisen von um die 80 Dollar/Barrel gerechnet. Unsicher bleibt wie sich ein, von der US-Regierung ins Spiel gebrachter Rückgriff auf die nationalen Öl-Notreserven der USA auswirken würde. Zumindest kurzfristig könnte dieser die Ölpreise unter Druck setzen.

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