Ölpreise haben leichte Aufwärtstendenz | Aktuelle Ölmarkt-News vom 05.02.2019

um 09:02 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise suchen derzeit weiterhin nach einer klaren Richtung. So gingen die Ölpreise zum Beginn dieser Woche zunächst leicht zurück, während sie zum Ende der vergangenen Woche noch spürbar zugelegt hatten. Insgesamt weisen die Ölpreise jedoch eine leichte Aufwärtstendenz auf, denn dem ölpreisbelastenden, schwächelnden Wirtschaftswachstum stehen mit der Krise im ölreichen Venezuela, der deutlichen  Reduktion der OPEC-Ölförderung und zuversichtlichen Aussagen im Handelsstreit zwischen den USA und China, gleich drei Faktoren gegenüber, die für steigende Ölpreise sprechen. Mit 62,7 Dollar/Barrel wurde die Nordsee-Ölsorte BRENT am Dienstagmorgen in der Nähe eine Zwei-Monats-Hochs gehandelt und auch die US-Ölsorte WTI stand mit 54,7 Dollar/Barrel am Dienstagmorgen auf einem der höchsten Stände seit November 2018.

Konjunkturaussichten
Die Konjunkturdaten der größten Wirtschaftszonen der Welt zeichnen zurzeit bestenfalls ein unklares Bild. In den USA waren die jüngsten Wirtschaftszahlen gemischt ausgefallen. Dabei sind zwar die Aussichten für die Industrie besser geworden und auch der Arbeitsmarkt ist stabil, dafür sprechen die enttäuschenden ausgefallenen Auftragseingänge in der Industrie für eine konjunkturelle Abkühlung in der größten Volkswirtschaft der Welt. China kämpft mit einem anhaltenden Rückgang des Wirtschaftswachstums und in Europa sorgt der ungeordnete Brexit für Ungewissheit. Insgesamt werden die Ölpreise durch die Aussichten für die Weltwirtschaft belastet.

US-Handelskonflikt mit China
Im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften und auch Ölverbrauchern der Welt, lassen zuversichtliche Aussagen von US-Präsident Trump auf einen globalen Wirtschaftsaufschwung hoffen. Zumindest liefen die zuletzt geführten Handelsgespräche wohl für beide Seiten zufriedenstellend. So wollen die USA die Zölle auf chinesischen Waren wieder senken und China bietet im Gegenzug bis 2024 einen Ausgleich der Handelsbilanz der beiden Länder an. Eine Lösung im Handelskonflikt würde sich positiv auf die Weltkonjunktur und die Stimmung an den Börsen auswirken und somit auch die Ölpreise stützen.

Iran
Um europäischen Unternehmen weiterhin einen legitimen Handel mit dem Iran zu  ermöglichen und somit auch ohne die USA am Atomabkommen mit dem Iran festhalten zu können, hat die EU die Zweckgesellschaft INSTEX gegründet, die als Zahlungskanal für Geschäfte mit dem Iran dienen soll. Auch Ölgeschäfte zwischen dem Iran und der EU könnten somit als eine Art Tauschgeschäft aufrechterhalten werden. Zwar drohten die USA erneut jenen Firmen in der EU mit Strafmaßnahmen, die weiterhin Geschäfte mit iranischen Unternehmen machen, doch für den Ölmarkt war dies ein Schritt, der auf die Preise drückte.

 

 

Venezuela
Die US-Sanktionen gegen den Ölsektor Venezuelas haben nur wenig auf die Ölpreise ausgewirkt. Zwar ist Venezuela das Land mit den größten Ölreserven der Welt, doch aufgrund der seit Jahren bestehenden Wirtschaftskrise wurde die dortige Ölförderung massiv zurückgefahren, so dass sich ein Ausfall der venezolanischen Ölförderung am Weltölmarkt nicht so stark auswirkt.

Dennoch werden die Ölpreise durch den Machtkampf zwischen Maduro und dem nun auch von Deutschland als Interimspräsident anerkannten Präsidenten Guaidó tendenziell gestützt. Die Aussichten sind jedoch gut, dass es zu einem vergleichsweise schnellem Ende der Krise kommen könnte, denn auch wenn sich die USA in den vergangenen Jahren vermehrt aus globalen Krisengebieten zurückgezogen haben, so wird sich die Weltmacht das Heft des Handelns direkt vor der eigenen Haustür nicht aus der Hand nehmen lassen.

OPEC+ Verbund
Neben den Exportausfällen beim OPEC-Mitglied Venezuela wirkt sich auch die anhaltende Schließung des größten lybischen Ölfeldes auf die gesamte Fördermengen des Ölkartells aus. Das immer wieder durch Milizen besetzte El Sharara Ölfeld im Bürgerkriegsland Lybien soll dieses Mal erst wieder geöffnet werden, wenn die Rebellen abziehen und eine langfristige Lösung in Aussicht ist.

Gestützt wurden die Ölpreise zudem durch eine weitreichende Reduktion der Ölförderung Saudi-Arabiens. Laut US-Energiebehörde EIA sind auch die Öllieferungen Saudi-Arabiens in die USA zuletzt deutlich gefallen. Darüber hinaus scheinen sich auch andere OPEC-Mitglieder und Russland an die im vergangenen Jahr beschlossene Förderkürzung zu halten. So hat Russland seine Förderung nach eigenen Angaben seit Oktober um 50.000 Barrel reduziert, was allerdings nur einen Bruchteil von der versprochenen Kürzung um 0,22 Mio. Barrel darstellt.

US-Ölmarkt
Grundsätzlich ist der US-Ölmarkt zuletzt wieder stärker in den Fokus der Händler gerückt, auch weil sich die USA im Jahr 2018 wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen haben. Aufgrund der dortigen Schieferölförderung wird erwartet, dass sich die USA in absehbarer Zeit nicht nur autark mit Rohöl versorgen können sondern sogar zu einem Netto-Ölexporteur werden.

Dies wirkt sich drückend auf die Ölpreise aus, auch weil die gesamten Öllagerbestände mit 845 Mio Barrel weiterhin auf einem der höchsten Stände der zurückliegenden eineinhalb Jahre liegen, was auf ein Überangebot auf dem Weltölmarkt hindeutet. Dementgegen steht jedoch die Entwicklung der US-Ölbohraktivitäten, denn in der vergangenen Woche ist die Anzahl der aktiven Bohrlöcher um weitere 15 auf aktuell 847 Anlagen gesunken.

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