Ölpreise fallen unter 70-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 13.11.2018

um 08:56 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise am Montag zunächst zugelegt hatten, rutschten sie im weiteren Handelsverlauf wieder in die Verlustzone und setzten somit auf den heutigen Dienstag ihre aktuelle Talfahrt weiter fort, obwohl die OPEC am Wochenende eine Reduzierung der Ölproduktion ins Spiel gebracht hatte. So fiel die Nordsee-Ölsorte BRENT um deutliche 2,2 $/b bzw. gut drei Prozent und notierte am Dienstagmorgen mit 69,39 Dollar/Barrel zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder unter der 70-Dollar-Marke. Auch die US-Ölsorte WTI gab um spürbare 1,9 $/b bzw. gut drei Prozent nach und fiel am Dienstagmorgen mit 59,1 Dollar/Barrel erst zum zweiten Mal in diesem Jahr unter 60 Dollar.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise um rund 20 Prozent gefallen. Begründet wird die anhaltende Talfahrt mit schwächeren Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum, die sich auf die Ölnachfrage auswirken und auch für eine eingetrübte Stimmung an den Aktienmärkten gesorgt hatten. Zudem waren wichtige Ölförderländer zuletzt der Forderung von US-Präsident Trump gefolgt und hatten ihre Ölproduktion erhöht. Allen voran Saudi-Arabien, dessen Ölminister zudem mehrfach zugesichert hatte, dass sein Land weitere Angebotsausfälle ausgleichen werde, die sich aus dem Ölembargo gegen den Iran ergeben.

Als die US-Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor Anfang November in Kraft traten, die USA aber gleichzeitig weitreichende Ausnahmegenehmigungen für acht wichtige Importeure von iranischem Öl erteilten, verflüchtigten sich die Sorgen vor Angebotsengpässen am Weltölmarkt vollständig und die Ölpreise gaben weiter nach. Das verbesserte Angebots-Nachfrage-Verhältnis am Ölmarkt und auch die Ausnahmeregelungen für iranische Ölimporte führten jedoch kurz nach den US-Kongresswahlen dazu, dass Saudi-Arabien am vergangenen Wochenende eine Kürzung der OPEC-Ölförderung ins Spiel brachte.

Nach der jüngsten Ausweitung will Saudi-Arabien seine Ölproduktion ab Dezember wieder um 0,5 Mio. Barrel pro Tag drosseln und sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, dass die anderen OPEC-Mitglieder ihre Förderung ebenfalls um weitere 0,5 Mio. Barrel pro Tag zurückfahren. Dieser Forderung schlossen sich weitere OPEC-Länder an und sprachen sich im Erdölkomitee JMMC, in welchem über die Förderpolitik der OPEC und weiterer wichtiger Ölförderländer wie Russland beraten wird, für eine Förderkürzung aus. Der russische Ölminister äußerte sich hingegen zurückhaltender und da Russland, als größtes Ölförderland der Welt eine wichtige Rolle in diesem Gremium einnimmt, könnte die Förderkürzung auch geringer ausfallen.

 

Die unterschiedlichen Positionen bei der Förderpolitik von Russland und Saudi-Arabien sind auch auf die gegensätzlichen Interessen im Iran zurückzuführen. Während Saudi-Arabien seine Ölförderung nur hoch halten will, wenn es zu einem vollständigen Ölembargo gegen den Erzrivalen Iran kommt, hat Russland kein Problem damit, dass der verbündete Iran weiterhin Erdöl exportieren kann. US-Präsident Trump forderte Saudi-Arabien unterdessen via twitter auf seine Ölförderung nicht zu kürzen. Doch dies könnte, vor dem Hintergrund der beendeten US-Kongresswahlen und der Ausnahmeregelungen für iranische Ölimporteure, im Königreich wenig Gehör finden. Sollten die USA die Ausnahmen jedoch zurücknehmen, würde Saudi-Arabien seine Ölförderung wohl nicht reduzieren.

Unwahrscheinlich ist eine solche Entwicklung nicht, denn die US-Regierung hat stets betont, dass es sich nur um eine temporäre Lösung für China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, die Türkei, Italien und Griechenland handeln würde, denn grundsätzlich will die US-Regierung an dem Ziel festhalten alle Nationen dazu zu bringen, die Ölimporte aus dem Iran auf Null zurückzufahren. Obwohl der anhaltende Rückgang der Ölpreise den Ölmarkt in den vergangenen Wochen in einen klassischen Bärenmarkt verwandelt hat und man zumeist schlecht beraten ist an den Börsen gegen den Trend zu setzen, so gibt es dennoch einige Faktoren, die spätestens im kommenden Jahr für steigende Ölpreise sprechen.

Neben der möglichen OPEC-Förderkürzung und der Beendigung der Ausnahmeregelungen vom US-Ölembargo gegen den Iran, könnte auch ein baldiges Ende des Handelskonfliktes zwischen den USA und China, die Ölpreise stützen. Laut Medienberichten wollen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Ende November stattfindenden G20-Gipfel ein Handelsabkommen schließen. Ein damit einhergehendes Ende des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wird sich wohl positiv auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken und somit auch zu einer steigenden Ölnachfrage führen. Zudem wird ein Ende des Handelskonfliktes wohl auch die zuletzt eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten weiter aufhellen und Börsen könnten womöglich noch zu einer Jahresendrally ansetzen, was die Ölpreise ebenfalls beflügeln könnte.

Vom Devisenmarkt kamen zum Wochenbeginn preisdrückende Impulse für den Ölmarkt. Der erneut kräftig an Wert zulegende US-Dollar, macht Öl in anderen Währungsräumen teurer, weil Öl weltweit in Dollar gehandelt wird. Diese währungsbedingte Verteuerung führt in der Regel zu einem Nachfragerückgang im börslichen Ölhandel und setzt die Ölpreise dadurch unter Druck. Dieser Effekt ließ sich auch am Dienstagmorgen beobachten als der €uro gegen den Dollar mit 1,124 Dollar/€uro auf den tiefsten Stand seit rund eineinhalb Jahren fiel.

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