Ölpreise bewegten sich wenig | Aktuelle Ölmarkt-News vom 05.07.2018

um 09:06 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am gestrigen Handelstag blieb die New Yorker Börse geschlossen, weil in den USA der Independence Day gefeiert wurde. Dementsprechend fielen die Handelsumsätze deutlich geringer aus als an einem normalen Börsentag und auch die Ölpreise bewegten sich wenig. Die Nordsee-Ölsorte BRENT gab um 0,3 $/b nach und notierte am Donnerstagmorgen bei 77,8 Dollar/ Barrel. Die US-Ölsorte WTI sank mit 0,7 $/b etwas mehr und wurde am Morgen bei 73,9 Dollar/Barrel gehandelt.

Zum Wochenbeginn war WTI erstmals seit Ende 2014 wieder über die Marke von 75 Dollar kletterte, weshalb sich gestern auch US-Präsident Trump via Twitter über die hohen Ölpreise beschwerte. Laut Trump sei die OPEC Schuld an steigenden Benzinpreisen in den USA und er erwarte von einigen Kartell-Mitglieder eine Gegenleistung dafür, dass die USA diese Länder beschütze.

Am Weltölmarkt dominiert jedoch insgesamt die knappe Angebotslage. Obwohl Saudi-Arabien seine Ölförderung, laut der Nachrichtenagentur Bloomberg, im Juni um weitere 0,3 Mio. Barrel pro Tag angehoben haben soll, hat sich die Ölförderung der OPEC nicht verändert, weil es im Juni zu ebenso starken Produktionsausfälle bei anderen Kartellmitgliedern gekommen ist.

Im Krisenstaat Venezuela will sich China mehr engagieren und Milliarden in die Ölförderung investieren, dennoch rechnen Analysten nicht damit, dass dies noch in diesem Jahr zu einem Anstieg der Ölförderung führt. Im Gegenteil wird zunächst ein Rückgang auf etwa eine Million Barrel erwartet, obwohl die Ölförderung des Landes vor einigen Jahren noch bei rund drei Millionen Fass gelegen hatte.

In Libyen, dem ölreichsten Land Afrikas, welches sein Öl vor allem nach Europa exportiert, rechnen Analysten, aufgrund der Stilllegung von zwei wichtigen Ölexporthäfen, aktuell mit einem Angebotsrückgang zwischen 0,5 und 1,0 Mio. Barrel pro Tag. In dem seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg des Landes kommt es immer wieder zu Problemen bei den Ölexporten, weil regionale Rebellengruppen Anlagen zur Ölförderung, -Transport oder Export besetzen. Aktuell wollen die Rebellen nicht von den eroberten Ölexporthäfen abziehen sondern das Öl auf dem Weltmarkt verkaufen. Die bisherigen Ölabnehmer in Europa lehnen jedoch Geschäfte mit den Rebellen ab, was zu einem Ausfall der libyschen Ölexporte führt.

 

 

Zudem ist das Thema Iran wieder stark in den Fokus gerückt, nachdem US-Präsident Trump gefordert hatte, dass alle Länder den US-Sanktionen folgen und ihre Erdöleinfuhren aus dem Iran bis November dieses Jahres vollständigen einstellen sollen. Ein vollständiger Stopp der iranischen Ölexporte würde zu einem massiven Angebotsdefizit auf dem Weltölmarkt führen. Um dies zu verhindern, setzt US-Präsident Trump auf Saudi-Arabien und stellte auch in Aussicht, dass es zu einem langsameren und schrittweisen Ausstieg von iranischen Öleinfuhren kommen könnte.

Zuletzt hatte der saudische König Salman auch zugesichert, dass sein Land, als größter Ölförderer innerhalb der OPEC, wenn nötig auf seine ständig vorhandene Reservekapazität von etwa zwei Millionen Barrel zurückgreifen wolle, um die Stabilität auf den Ölmärkten zu gewährleisten. Doch wie schnell und wie lange Saudi-Arabien mit einem solchen Schritt die Ölpreise stabilisieren könnte, bleibt fraglich. Analysten zweifeln sogar an, dass Saudi-Arabien zurzeit überhaupt eine so hohe Reservekapazität verfügt.

In den USA sorgen derweil auch Lieferausfälle vom kanadischen Ölfeld bei Fort McMurray in Höhe von gut 0,3 Mio. Barrel pro Tag, für steigende Ölpreise. Mindestens bis zum Ende des Monats wird das Ölfeld stillgelegt bleiben, was den US-Ölmarkt zur Hauptreisezeit hart trifft. Darüber hinaus schwächelte auch der US-Ölmarkt selber. Die US-Ölförderung stagnierte zuletzt und die Ölbohraktivitäten gingen leicht zurück. Und selbst wenn die US-Schieferölförderer zurzeit mehr Öl fördern wollten, bekämen sie dieses, aufgrund von mangelnden Pipelinekapazitäten, wohl nicht abtransportiert. Unterdessen fielen die US-Öllagerbestände mit gut 775 Mio. Barrel auf tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren. Die neuen offiziellen Daten vom US-Ölmarkt werden in dieser Woche, aufgrund eine Feiertages, erst am Donnerstagnachmittag veröffentlicht.

Insgesamt ist die angekündigte Fördererhöhung der OPEC und Russlands, angesichts der zurzeit zu befürchtenden Förderrückgänge, schnell verpufft und die ohnehin schon angespannte Angebotslage auf dem Ölmarkt könnte zum Jahresende in eine deutliche Unterversorgung übergehen. Sollte der Iran tatsächlich als Öllieferant vollständig ausfallen, werden sich die Ölpreise spätestens zum Jahresende auf neue Langzeithöchststände empor schwingen, doch vermutlich wird dies noch deutlich schneller passieren.

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