Ölpreise auf der Richtungssuche | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.10.2018

um 08:42 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Nachdem die Ölpreise zum Ende der vergangenen Woche zu einer Gegenbewegung angesetzt und spürbar nachgegeben hatten, waren zum Start der neuen Handelswoche wieder Preisanstiege zu verzeichnen. Durch diese wurde ein Teil der zuvor deutlichen Verluste wieder wettgemacht. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um 0,9 $/b zu und wurde am Morgen bei 84,4 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte um 0,8 $/b und notierte am Dienstagmorgen bei 74,6 Dollar/Barrel.

Das beherrschende Thema am Ölmarkt bleiben die US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor. Weiterhin drohen Angebotsengpässe auf dem Weltölmarkt, wenn die Sanktionen gegen das drittgrößte OPEC-Ölförderland ab November in Kraft treten. Doch schon seit längerem gehen die Ölexporte des Landes zurück und auch die Auswirkungen auf die Ölpreise sind bereits deutlich spürbar.

Um weiteren Preisanstiegen entgegenzuwirken und auch als politische Gegenleistung für die harte Vorgehensweise der USA gegen den Iran, hat der saudische Kronprinzen zuletzt bekräftigt, dass sein Land in der Lage sei die Ölförderung um 1,3 Mio. Barrel pro Tag zu erhöhen, um weitere Ölexportausfälle des Iran zu kompensieren. Damit hat das führende OPEC-Land zunächst etwas Ruhe in den globalen Ölhandel gebracht.

Allerdings bleiben viele Händler skeptisch, denn Saudi-Arabien hat keine Fördererhöhung zugesagt, sondern lediglich klargestellt, dass man die Ölexporte erhöhen könnte falls dies nötig werden sollte. Und genau diese Notwendigkeit scheint Saudi-Arabien zurzeit nicht zu sehen, zumindest hatte die OPEC Anfang Oktober zusammen mit Russland verkündet, dass man die Ölförderung nicht anheben werde, weil der Ölmarkt zurzeit in einem gesunden Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage sei.

 

 

Kurz danach brachte der russische Energieminister noch für den Herbst einen Preisanstieg auf 100 Dollar/Barrel ins Spiel und stand damit nicht alleine. Einige Analysten, Banken und Handelsunternehmen der Ölbranche sprachen, angesichts der angespannten Angebotslage am Weltölmarkt, schnell von einem Anstieg der Ölpreise auf 90 Dollar/Barrel und mehr. Trotz der Zusicherung Saudi-Arabiens und der Nachricht aus Libyen, dass die Ölproduktion des Landes im Oktober um 0,2 Mio. Barrel pro Tag steigen werde, bleiben viele Händler skeptisch, ob die OPEC und Russland zurzeit überhaupt in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang kurzfristig kompensieren zu können.

Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und viele OPEC-Länder und auch Russland fördern zurzeit bereits auf einem Rekordhoch oder haben wirtschaftliche bzw. politische Probleme, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Moskau will zudem aus innenpolitischen Interessen nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten.

Vom US-Ölmarkt kamen unterdessen zuletzt kaum preisbewegende Impulse. Zwar waren die gesamten US-Öllager zuletzt um deutliche 5,7 auf derzeit gut 775 Mio. Barrel gestiegen, doch dies wurde im Handel fast vollständig ignoriert. Aktuell zieht Hurrikan Micheal in den Golf von Mexiko, was zu Evakuierungen von Ölförderplattformen vor Florida geführt hat. Die US-Ölindustrie könnte jedoch auch diesmal von deutlichen Auswirkungen verschont bleiben, denn es sieht so aus als würde Micheal in Richtung Osten abdrehen und somit wichtige Ölproduktionsanlagen umgehen.

Unterdessen hat ein Bericht des Internationale Währungsfonds (IWF) auch mal wieder die Nachfragerisiken am Ölmarkt in den Fokus gerückt. So hat der IWF die Erwartungen für das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2018 von 3,9% auf 3,7% nach unten korrigiert und dies vor alle mit den weltweiten Handelskonflikten der USA begründet. Aber auch anziehende Zinsen, der Abzug von Kapital aus Schwellen- und Entwicklungsländern, ein hoher Schuldenstand und politische Unsicherheiten schwächen die Weltwirtschaft. Bisher wirkte sich der Bericht jedoch nicht auf den Ölmarkt aus, wohl auch weil sich die globale Ölnachfrage zuletzt sehr stabil gezeigt hatte.

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