Ölpreise überwinden 80-Dollar-Marke deutlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.09.2018

um 07:58 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind zum Start der neuen Handelswoche deutlich gestiegen. Dabei wurde für die Rohölsorte BRENT erneut die 80-Dollar-Marke getestet und diesmal sieht es auch so aus als ob diese Marke nachhaltig überwunden werden konnte. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT zum Wochenstart um 2,6 $/b und stand somit am Dienstagmorgen mit 81,4 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit November 2014. Die US-Ölsorte WTI legte mit 1,4 $/b in etwa halb so stark zu und wurde am Morgen bei 72,2 Dollar/Barrel gehandelt.

Der Hauptgrund für den Preisanstieg ist in der jüngsten Entscheidung von OPEC-Staaten und Russlands zu finden, die am Sonntag nach einem Treffen in der algerischen Hauptstadt Algier bekannt gegeben hatten, dass man die Ölförderung vorerst nicht erhöhen werde, obwohl der Weltölmarkt in den kommenden Monaten auf eine Unterversorgung zusteuern könnte, der durch die US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor herbeigeführt werden könnte. Trotz der Forderung von US-Präsident Trump, dass die OPEC die Ölpreise stabil halten soll, sieht das Ölkartell zurzeit keine Notwendigkeit zum Handeln und hat Trump somit eine deutliche Abfuhr erteilt.

Im Fokus steht hierbei besonders OPEC-Leader Saudi-Arabien, der als Gegenleistung für die harte US-Politik gegen den Iran angekündigt hatte, den Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen um somit einen deutlichen Anstieg der Ölpreise zu verhindern. Diese Haltung scheint sich nun aber verändert zu haben. Ein Grund dafür könnte sein, dass der internationale Druck auf den Iran aus Sicht des Erzrivalen Saudi-Arabien nicht hoch genug ist, denn die Europäer, Russen und Chinesen schließen sich mindestens politisch nicht der US-Linie an. Zu einem vollständiges Ölembargo gegen den Iran wird es daher nicht kommen.

Allerdings ist auch nicht ganz auszuschließen, dass die OPEC-Staaten und Russland nicht in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang aufzufangen. Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und woher genau Fördererhöhungen kommen sollen ist nicht erkennbar. Viele OPEC-Länder und auch Russland fördern zurzeit bereits auf einem Rekordhoch oder haben wirtschaftliche bzw. politische Probleme, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Moskau will zudem aus innenpolitischen Interessen nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Als Folge der US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor könnte der Weltölmarkt zum Jahresende somit auf eine Unterversorgung zusteuern, die das Potential hat die Ölpreise deutlich steigen zu lassen. Daher hatte zuletzt auch die Internationale Energieagentur (IEA) vor einem Anstieg der Ölpreise gewarnt und viele Banken und im Ölmarkt tätige Unternehmen hatten ihre Preisprognosen zuletzt angehoben. Auch dies war ein klares Signal für den Ölmarkt, dass die 80-Dollar-Marke für BRENT nun nachhaltig überschritten werden konnte.

In den Hintergrund geraten ist zum Start dieser Woche die weitere Eskalation im Handelsstreits zwischen den USA und China, welche die Ölpreise in der Vorwoche noch belastet hatte. Nachdem die US-Regierung neue Importzölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar angekündigt hatte, wuchs die Sorge, dass der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu einem Abschwung der Weltkonjunktur führen könnte und somit auch zu einem Rückgang der Ölnachfrage.

Doch wie zu erwarten war halten die Nachfragerisiken an den Börsen nicht mit den Angebotsrisiken mit. Einerseits hat sich die Nachfrage zuletzt sehr stabil gezeigt, was in vielen Förderländern nicht für das Angbeot gilt. Zudem sehen Händler grundsätzlich auch lieber steigende als fallende Kurse.

Vom US-Ölmarkt kamen zuletzt ebenfalls leicht preisstützende Impulse. So waren die gesamten US-Öllagerbestände zuletzt um drei Millionen Barrel gesunken, die Anzahl der aktiven Ölfelder ging zurück und die US-Ölförderung stagniert seit Monaten auf ihrem Rekordhoch. Auch wegen Pipeline-Engpässen scheint das Wachstum des US-Ölmarktes vorerst ein Ende gefunden zu haben. Immerhin verläuft die Hurrikan-Saison bisher jedoch ruhig für die US-Ölindustrie.

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