Ölmarkt wartet auf OPEC-Entscheidung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.06.2018

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Im Vorfeld zum richtungsweisenden OPEC-Meeting haben sich die Ölpreise uneinheitlich entwickelt. Während die für Europa relevantere Leitsorte BRENT um rund 0,5 $/b zurückging, kletterte die US-Leitsorte WTI um 0,8 Dollar/Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte somit am Freitagmorgen bei 73,8 Dollar/Barrel und das amerikanische Leichtöl WTI wurde bei 66,2 Dollar/Barrel gehandelt. OPEC-Rohöl kostete kurz vor dem Abschlussmeeting des Ölkartells knapp 71 Dollar/Barrel.

Kurz vor dem Abschluss-Meeting des Ölkartells OPEC und weiterer wichtiger Ölförderländer, die an der aktuellen Förderkürzung beteiligt sind, konnte noch keine Einigung über die Höhe der Förderausweitung verkündet werden. Trotz des anhaltenden Widerstandes des Iran scheint sich jedoch eine Anhebung um rund eine Million Barrel pro Tag heraus zu kristallisieren. Natürlich haben die Länder, deren Ölförderung zurzeit zurückgeht, wenig Interesse daran, dass die Ölpreise jetzt zusätzlich auch noch fallen könnten. Doch mit dem Iran, dem Irak und Venezuela führen drei Kartellmitglieder den Widerstand an, deren Einfluss zuletzt deutlich abgenommen hat.

Auf der anderen Seite setzen sich die beiden globalen Ölriesen Russland und Saudi-Arabien für eine Ausweitung der Ölförderung ein. Insgesamt wird das OPEC-Format zurzeit durch Saudi-Arabien und den Förderländern, die dem saudischen Königreich nahe stehen, dominiert. Im Schulterschluss mit Russland hat sich seit 2017 eine Art neues Ölkartell herausgebildet, in dem besonders der Iran, das ehemals zweitgrößte Förderland der OPEC, weniger Gewicht hat. Aus diesem Grund könnte es auch gegen den Iran, dessen Energieminister in der vergangenen Nacht die Vorgespräche verlassen hatte und ankündigte, dass sich die OPEC heute nicht einigen werde, zu einem Beschluss zur Fördererhöhung kommen.

Der Ölminister Saudi-Arabiens hatte hingegen bekannt gegeben, dass sein Land die Ölförderung ausreichend ausweiten könne, um mögliche Angebotsausfälle auch im Alleingang auszugleichen. Und der russische Energieminister teilte in dieser Woche mit, dass Russland seine Ölproduktion in kurzer Zeit um 0,3 Mio. Barrel anheben kann und dies wohl auch machen werde. Streng genommen ist der WM-Gastgeber sowieso nicht an die Beschlüsse der OPEC gebunden.

Auch in den USA steigt die Ölförderung weiter an. Mit aktuell knapp elf Millionen Barrel pro Tag klettert die US-Ölförderung von einem Rekordhoch zum Nächsten, so dass die USA wohl bald Russland als größtes Ölförderland der Erde ablösen werden. In dieser Woche kamen vom US-Ölmarkt jedoch insgesamt keine neuen Impulse. Die US-Öllagerbestände hatten sich in Summe nicht verändert und liegen somit weiterhin bei knapp 784 Mio. Barrel. Neue Daten zu den Ölbohraktivitäten werden heute vom Ölausrüster Baker Hughes veröffentlicht.

Belastet werden die Ölpreise zurzeit auch durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die befürchtete Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt droht in die nächste Runde zu gehen und übt dabei gleich mehrfach Druck auf die Ölpreise aus. Zum einen könnte der Handelsstreit zu einer Abkühlung der globalen Konjunktur führen, was sich auf die Ölnachfrage auswirken würde. Darüber hinaus sorgt eine insgesamt schlechtere Stimmung an den Börsen dafür, dass sich Händler aus riskanteren Anlagen wie den Ölnotierungen zurückziehen.

Spätestens nach dem OPEC-Meeting wird die Lage am Ölmarkt neu bewertet werden müssen und es wird spannend werden zu sehen, wie stark sich die zuletzt deutlich gestiegenen Risiken für Anleger auf die Ölpreise auswirken werden. Zwar werden auch Förderrückgänge in Venezuela, dem Iran und anderen Ölförderländern erwartet und auch die weltweite Ölnachfrage befindet sich weiterhin auf einem hohen Niveau, doch nach den massiven Preisanstiegen der vergangenen Monate überwiegen am Ölmarkt zurzeit tendenziell preisbelastende Impulse.